25.6.2025
Bundesweiter Aktionstag am 29. Juni 2025: Gegen rassistische Polizeigewalt – Keine Einzelfälle
Oldenburg, 25. Juni 2025: Am Sonntag, den 29. Juni 2025, rufen die Initiative Gerechtigkeit für Lorenz, Pena.ger, die bundesweite Online-Beratungsstelle für Geflüchtete, United Against Racism Oldenburg, die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) und die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V. (ISD) zu einem bundesweiten Aktionstag gegen rassistische Polizeigewalt auf. In zahlreichen Städten werden Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen stattfinden:
auch in Oldenburg am 29.6.2025 um 13 Uhr auf dem Rathausmarkt.
Der Aktionstag setzt ein klares Zeichen gegen die weit verbreitete Erzählung, bei tödlicher Polizeigewalt handle es sich um tragische „Einzelfälle“. Die Realität spricht eine andere Sprache.
Lorenz wurde im Alter von 21 Jahren durch fünf Schüsse von hinten von der Polizei getötet.
Sein Tod steht nicht allein. Er reiht sich ein in eine lange Liste tödlicher Polizeigewalt, insbesondere gegen Schwarze Menschen, People of Color, Geflüchtete, psychisch erkrankte Menschen und Menschen, die von Armut betroffen sind. Immer wieder bleiben solche Einsätze ohne strafrechtliche Konsequenzen; Ermittlungen verlaufen im Sande, strukturelle Fragen bleiben unbeantwortet. Mehr als 90 % der Fälle von tödlicher Polizeigewalt werden eingestellt (vgl. Singelnstein et al. 2023): oft ohne Anklage, ohne Prozess, ohne Gerechtigkeit. Nur in etwa 2 % der Fälle kommt es überhaupt zu einer Anklage (vgl. ebd.). Während staatliche Stellen von Ausnahmen sprechen, wissen Betroffene, Angehörige und Beobachtende: Es ist kein Zufall. Es ist ein System.
Diese Gewalt hat Geschichte. Von der kolonialen Unterdrückung und Ausbeutung über den Nationalsozialismus bis in die Gegenwart zieht sich eine Linie rassistischer und staatlich legitimierter Gewalt. Der Aktionstag fordert, diese historischen Kontinuitäten anzuerkennen und politisch wie gesellschaftlich endlich zu durchbrechen.
Die beteiligten Gruppen stellen sich mit dem Aktionstag entschieden gegen das Schweigen, die Verharmlosung und die institutionelle Straflosigkeit. Sie fordern eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der strukturellen und rassistischen Dimension von Polizeigewalt in der Praxis, in den Behörden, im Diskurs.
Der bundesweite Aktionstag schafft eine Gegennarration: getragen von Wut, Trauer, Widerstand und Solidarität und dem entschlossenen Ruf nach radikaler Veränderung.
Für Lorenz. Für alle, die durch die Polizei getötet wurden. Für Gerechtigkeit. Für Erinnerung. Für Veränderung.
Es sind KEINE EINZELFÄLLE!
Für Presseanfragen am 29. Juni stehen Sprecher*innen einiger beteiligter Initiativen und Organisationen vor Ort zur Verfügung; idealerweise ab etwa 30 Minuten vor Beginn der Demonstration: 13 Uhr Start Rathausmarkt.
07.05.2025
„GEBURTSTAG IM GEDENKEN – GERECHTIGKEIT FÜR LORENZ“
Kundgebung am 11. Mai 2025 um 14:00 Uhr | Pferdemarkt
Am 11. Mai 2025 wäre Lorenz 22 Jahre alt geworden. An diesem Tag wollen wir innehalten, gemeinsam trauern und uns erinnern. Wir wollen zusammenkommen, um Lorenz zu gedenken – als Mensch, als junger Mann mit Hoffnungen, Träumen und einem Leben, das viel zu früh endete.
Wir, als Initiative Gerechtigkeit für Lorenz sowie Angehörige und Freund*innen von Lorenz, rufen zur Kundgebung am Sonntag, den 11. Mai 2025, um 14 Uhr auf dem Pferdemarkt auf. Wir laden dazu ein, Lorenz‘ Geburtstag gemeinsam als Gedenktag zu begehen: mit Worten, mit Musik, mit dem stillen und dem lauten Ausdruck von Trauer, Wut und Solidarität.
Lorenz war ein Sohn, ein Bruder, ein Freund – ein junger Schwarzer Mann, der fest in der Gesellschaft verankert war. Er war geliebt und geschätzt. Viele Menschen haben mit ihm gelacht, gesprochen, gelebt – und viele vermissen ihn schmerzlich. Sein plötzlicher Tod infolge eines Polizeieinsatzes am 20. April 2025 hat eine große Lücke hinterlassen und wirft bis heute viele unbeantwortete Fragen auf.
Unser Gedenken ist mehr als eine Erinnerung – es ist auch Ausdruck einer tiefen Sehnsucht nach Gerechtigkeit.
Wir fordern: eine unabhängige, lückenlose und transparente Aufklärung der Umstände, unter denen Lorenz zu Tode kam – und eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den strukturellen Bedingungen, unter denen so etwas geschehen konnte.
Seit dem 20. April gestalten Menschen am Gedenkort einen Raum des Erinnerns, des Zusammenhalts und des Engagements gegen strukturelle Polizeigewalt. Dort zeigen sich die Verbundenheit mit Lorenz und seiner Familie ebenso wie die Entschlossenheit, dass sein Tod nicht folgenlos bleiben darf.
Darüber hinaus wurde ein Trauerraum für Oldenburger*innen eingerichtet – ein geschützter Ort, an dem Menschen in ihrer Trauer begleitet werden können. Einfühlsame und achtsame Begleiter*innen bieten dort Raum für Gefühle – für Trauer, Wut und Schmerz – und stehen mit offenem Ohr zur Seite.
EIN ORT FÜR DIE TRAUER UM LORENZ
Staustraße 6, Oldenburg. Ab Dienstag, 6. Mai – jeweils dienstags, donnerstags und samstags. Von 17:00 bis 19:00 Uhr (bis einschließlich 17. Mai)
Eine Initiative der Stadt Oldenburg, der Kirchen, des Arbeitskreises Religionen und sozialer Verbände.
Der Tod von Lorenz steht nicht für sich allein. Immer wieder geraten Menschen in den Fokus staatlicher Gewalt – besonders Schwarze Menschen, Geflüchtete und People of Color. Diese Realität muss ernst genommen und aufgearbeitet werden. Unser gemeinsames Gedenken am 11. Mai ist ein Akt der Würde und der Menschlichkeit. Wir erinnern, um nicht zu vergessen. Wir trauern – und wir stehen zusammen.
24.04.2025
„Gerechtigkeit für Lorenz“
Oldenburg, 24. April 2025
Für die Familie, die engen Freund*innen und alle, die Lorenz geliebt und gekannt haben, ist diese Zeit kaum in Worte zu fassen. Der Verlust ist tief, die Trauer überwältigend. Der Schmerz darüber, wie Lorenz ums Leben kam, begleitet sie mit jeder Stunde.
Die Angehörigen brauchen Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten. Wir als Initiative bitten um Verständnis, dass sie derzeit nicht öffentlich sprechen können. Zu gegebener Zeit werden sie sich selbst äußern.
Die Obduktionsergebnisse haben unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Lorenz wurde in der Nacht zum Ostersonntag von hinten erschossen – mit mindestens drei Schüssen in die Hüfte, den Oberkörper und den Kopf. Ein vierter Schuss streifte ihn zusätzlich am Oberschenkel. Was vorher als notwendige Maßnahme dargestellt wurde, wirkt nach diesen Erkenntnissen wie eine brutale Eskalation mit tödlichem Ausgang.
Wir sind fassungslos. Wir sind wütend. Und wir haben Angst. Als Unterstützer*innen, als Freund*innen, als Teil einer Community, die sich ohnehin täglich mit institutioneller Ungleichheit und strukturellem Rassismus konfrontiert sieht.
Die Tötung von Lorenz ist kein Einzelfall – sie steht in einer langen Reihe tödlicher Polizeieinsätze, bei denen marginalisierte Menschen betroffen sind. Der Fall von Qosay K. in Delmenhorst, der 2021 in Polizeigewahrsam starb, bleibt bis heute ungeklärt. Oury Jalloh verbrannte 2005 gefesselt in einer Polizeizelle in Dessau – bis heute ohne juristische Aufarbeitung. Diese und weitere Namen stehen für strukturelle Probleme – für Fälle, in denen Polizeigewalt nicht ausreichend aufgeklärt, hinterfragt oder ernst genommen wurde.
Besonders für Schwarze Menschen ist das Vertrauen in die Polizei seit Jahren massiv erschüttert. Dieser Fall trifft nicht nur die Familie – er trifft eine ganze Community, eine ganze Stadt.
Wir fordern lückenlose Aufklärung. Es darf keine Vertuschung, keine Bagatellisierung und kein Schweigen geben. Wir wollen wissen, was genau in jener Nacht passiert ist – und warum ein junger Mensch sterben musste. Außerdem fordern wir Konsequenzen. Das Vertrauen in staatliche Institutionen steht auf dem Spiel. Wir erwarten, dass Polizei und Staatsanwaltschaft transparent und konsequent handeln – im Sinne von Gerechtigkeit.
Darüber hinaus fordern wir eine unabhängige Untersuchung des Einsatzes und strukturelle Veränderungen. Es reicht nicht, auf interne Ermittlungen zu vertrauen. Zu oft wurden Fälle wie dieser unter den Teppich gekehrt – das darf nicht wieder passieren.
Wir danken den Tausenden von Menschen, die uns ihre Solidarität gezeigt haben. Die Spenden, die bisher eingegangen sind, helfen den Angehörigen nicht nur bei den Bestattungskosten und juristischen Schritten. Am Freitag, den 25. April, rufen wir gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Gruppen zu einer Demonstration um 18 Uhr auf dem Pferdemarkt in Oldenburg auf. Wir erwarten viele Menschen – aus Oldenburg, aus Niedersachsen, aus ganz Deutschland. Wir setzen auf ein starkes, friedliches Zeichen der Solidarität – für Gerechtigkeit, für Wahrheit, für Menschlichkeit. Denn Gerechtigkeit ist keine private Angelegenheit. Sie geht uns alle an. Lorenz hätte leben müssen. Und wir werden nicht schweigen.
Die Familie und Angehörigen wünschen sich eine kraftvolle, zugleich würdevolle Demonstration des Gedenkens. Für Sicherheit ist gesorgt. Dennoch bitten wir alle Menschen – insbesondere jene, die von außerhalb nach Oldenburg kommen – in einem ruhigen und achtsamen Modus zu erscheinen.
Die Familie, insbesondere Lorenz’ Mutter, bittet eindringlich um eine gewaltfreie Demonstration – offen für alle Menschen und getragen vom Gedenken an Lorenz. Eine weitere Eskalation der Gewalt würde sie emotional nicht verkraften.
Wir distanzieren uns klar von jeglicher Gewaltverherrlichung – auch im Internet. Sollten entsprechende Inhalte kursieren, sprechen wir uns ausdrücklich dagegen aus und appellieren an alle, dies zu respektieren.